Unsere Erfahrungen prägen unsere Wahrnehmung und unser Erleben.
Es wird in den meisten psychologischen Richtungen davon ausgegangen, dass wir mit bestimmten Veranlagungen geboren werden, unser Charakter und Verhalten sich jedoch erst im Laufe der Zeit entwickelt. Einfluss haben darauf Erfahrungen, Erlebnisse und unsere Sichtweise auf diese Ereignisse. Dies können wir aktiv mit Resilienzübungen beeinflussen.
Sicherlich sind frühe Kindheitsphasen und andere prägende Zeiten in unserem Leben besonders wichtig. In diesen Zeiten lernen wir besonders viel, unsere Wahrnehmung auf die Welt verändert sich und eigene Meinungen und Haltungen werden reflektiert.
Erleben wir in unserem Leben Situationen, denen wir uns nicht gewachsen fühlen, macht dies wiederum ebenfalls etwas mit unserer Wahrnehmung und wie wir uns und unser Umfeld erleben.
Wenn wir in solchen Situationen sind, entsteht Stress.
Diskriminierung und Stress
Für die Entstehung von Stress und seine Nachwirkungen gibt es in der Psychologie viele Erklärungen – Erlebnisse in der Kindheit, Anforderungen in der Arbeit, Streit, Überforderung und vieles mehr. Diese Faktoren sind alle statistisch nachweisbar, erklärbar und für viele Menschen zutreffend.
Auffällig ist, dass selten eine Studie Faktoren wie Diskriminierung in der Schule, am Arbeitsplatz oder innerhalb der Familie einbezieht. Angenommen, wir begreifen Unterdrückungssysteme wie Rassismus, Sexismus oder auch Transfeindlichkeit und Bodyshaming als Situationen in denen wir immer wieder Stress und starken Emotionen ausgesetzt sind – nehmen diese Situationen dann auch zwangsläufig Einfluss auf unsere Psyche?
1940 führte das Ehepaar Clark den sogenannten “Doll test” aus. In diesem Test legten die Wissenschaftler*innen Schwarzen und weißen Kindern weiße und Schwarze Puppen vor und die Kinder sollten anhand von Fragen beantworten, weshalb sie die eine oder andere Puppe gewählt haben. Die meisten der Kinder wählten die weiße Puppe.
Kiri Davis wiederholte den Test 2006 und stellte fest: noch immer bevorzugen 15 der 21 Kinder die weiße Puppe.
Auch die Schwarzen Kinder bevorzugten die weiße Puppe und bezeichneten sie als “besser” und “gut”, weil sie weiß war. Die Schwarze Puppe bezeichneten sie als “böse” und “schlechter”. Was hier mit einem Puppenspiel gezeigt wird ist, wie unser Selbstbild von der öffentlichen Meinung und unserer Gesellschaft geprägt wird. Auch die Angst davor, dem Stereotyp einer gesellschaftlich abgewerteten Gruppe zu entsprechen kann bereits Stress und Depressionen hervorrufen.
Sicherlich gibt es zwischen verschiedenen Ausgrenzungs und Unterdrückungserfahrungen Unterschiede und alle funktionieren etwas unterschiedlich. Was die Betroffenen jedoch alle eint, ist die angebliche Abweichung von der Normalität.
Und was hat das Ganze jetzt mit Resilienz zu tun?
Wenn wir nun also Diskriminierungserfahrungen als Situationen erleben in denen wir und unser Körper gestresst ist, können wir mit gezielten Resilienztraining beginnen um möglichst gut trotz der Widrigkeiten leben zu können. Dabei geht es mir nicht darum, diese Unterdrückung hinzunehmen, sondern dass wir uns die Freiheit wie wir uns dazu positionieren bewusst werden und diese nutzen.
Resilienz besteht aus vielen unterschiedlichen und individuellen Faktoren. Wissenschaftlich können aber 7 klar benannt und nachgewiesen werden:
- Lösungsorientierung – Wie gehe ich mit Problemen um?
- Emotionsregulation – Wie erlebe ich meine Gefühle und Emotionen?
- Optimismus – Wie sehe ich in die Zukunft?
- Selbstregulation – Wie kann ich aus Erfahrungen lernen?
- Sinn & Werte – Wie bringe ich meine Ideale in meinen Alltag ein?
- Soziale Unterstützung – Wer kann mich unterstützen und wer nicht?
- Selbstwirksamkeit – Was kann ich alleine lösen und was nicht?
Stellen wir dem Gegenüber wie Diskriminierung funktioniert, nämlich durch Abwertung, Andersmachung, biologisieren, absprechen von Handlungsmöglichkeiten, beschneiden von Handlungsmöglichkeiten und vieles mehr, sehen wir das sich mit der Bearbeitung unserer Stressresistenz im Allgemeinen vermutlich schon ein Anstieg unserer Belastbarkeit gegenüber Diskriminierungserfahrungen ergeben kann.
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